Gebrüder Lange

Amalie Lange: Verlust der Söhne

Grabplatte Gebrüder Lange

"Für Volk und Vaterland gaben ihr Leben"... Grabstelle der Familie Lange auf dem Heger Friedhof Osnabrück

Feldpostbrief Hermann Lange

Feldpostbrief Hermann Lange

Am Domhof 7a lebt bei Kriegsbeginn die verwitwete Amalie Lange und betreibt die Saatgut- und Düngemittelhandlung Lange und Lehners. Drei ihrer Söhne werden im Ersten Weltkrieg sterben. Im ersten Kriegsjahr scheint alles gut zu gehen. Regelmäßig erhält Amalie Lange Briefe ihrer Söhne Hermann, Friedrich und Konrad von der ‚Front‘. So schreibt ihr Hermann etwa am 27. Dezember 1914 aus Nordfrankreich:

„Nun hieß es dagegen anstürmen. Mit kolossalen Verlusten, in unserer Kompanie 90 Mann, hatten wir gegen Abend die Stellung genommen. Ein mörderisches Artilleriefeuer, Granaten über Granaten schlugen vor, hinter und neben uns ein, jeden Augenblick sah man einen Kameraden fallen. Endlich, wie es ganz dunkel war, hörte das Schießen auf. Wie war man seinem Schöpfer dankbar, dass man den Abend erlebt hatte.“ 

Er ist der mittlere der drei Brüder, Jahrgang 1896, und gleich bei Kriegsbeginn eingezogen worden. Ebenso ist es seinem älteren Bruder Friedrich ergangen, denn beide haben ihren Wehrdienst schon vor 1914 als ‚Einjährige‘ geleistet und werden nun rasch zu Leutnants befördert. Ihr jüngerer Bruder Konrad ist bei Kriegsbeginn gerade 18 Jahre alt und meldet sich als ‚Kriegsfreiwilliger‘.

Im Juni 1915 trifft Hermann das Schicksal, das er schon bei vielen seiner Kameraden miterleben musste. Bei Moncy in Frankreich tötet ihn eine Handgranate. Sein Bruder Friedrich überlebt ihn kaum um einen Monat. Er verliert sein Leben bei Kämpfen in den Vogesen im Juli. Ihr Bruder Konrad stirbt durch einen Kopfschuss bei Kowel im Juli 1916, fast auf den Tag genau ein Jahr nach seinem Bruder Friedrich. Noch heute erinnert eine Gedenkplatte am Grab der Familie Lange auf dem Osnabrücker Hasefriedhof an die drei Brüder. Auf ihr stehen allerdings vier Namen: Der Sohn von Friedrich Lange, Fritz, kommt am 5. August 1914, drei Tage nach Kriegsbeginn, zur Welt  – er hat seinen Vater also nie gekannt. Er stirbt als Feldwebel der Wehrmacht in der ersten Woche des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion am 26. Juni 1941.

Hermann Lange

Hermann Lange

Hermann Lange (1887-1916)
Beruf: Kaufmann
Adresse: Domhof 7
Konfession: protestantisch
Familienstand: ledig


Hermann Lange arbeitete bis zum Beginn des Krieges als Kaufmann im familieneigenen Saat- und Düngemittelgeschäft in Osnabrück. Bereits 1910 hatte er seinen Wehrdienst geleistet und war dann zur Reserve versetzt worden. Am 5. August 1914 wurde er dem Infanterie Regiment 64 zugeteilt, um am 10. März 1915 zum Füsilier-Regiment 73 versetzt zu werden. Dort wurde er bald Offiziersstellvertreter und am 18. August 1915 zum Leutnant befördert. Am 10. November 1915 wurde ihm das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen.

Im Laufe des Krieges erlebte Hermann Lange viele Gefechte. So kämpfte er etwa bei Namur, St. Quentin, Reims, an der Marne sowie bei Lamorville. Hermann Lange starb am 29. Juni 1916 bei Monchy durch einen Handgranatenvolltreffer. Er war der zweitälteste von drei Brüdern, die im Ersten Weltkrieg ihr Leben verloren. Am 3. Mai 1915 schreibt er seiner Mutter von den hohen Verlusten seines Regiments: „Von unserer Kompagnie sind sämtliche Offiziere und Zugführer gefallen. Die Franzosen haben kolossale Verluste gehabt, überall türmen sich Leichen auf, es war ein furchtbares Bild.“

Konrad Lange

Konrad Lange

Konrad Lange (1896-1916)
Beruf: Gartenbauarchitekt
Adresse: Domhof 7
Konfession: protestantisch
Familienstand: ledig

Konrad Lange wurde in Osnabrück als Sohn eines Kaufmanns geboren und arbeitete dort als Gartenbauarchitekt. Während des Krieges diente er als Vizefeldwebel in der 10. Kompanie des Infanterie Regiments 78. Konrad Lange starb am 28. Juli 1916 durch einen Kopfschuss bei Apolonia. Seine Grablege befindet sich auf dem Friedhof in Ostrow. 

Seiner verwitweten Mutter, die am Domhof wohnt, schildert er in einem Feldpostbrief vom 2. August 1915 seine gespaltene Gefühlslage nach einer verlustreichen aber gewonnenen Schlacht. „Unsere Kompagnie war allein durchgebrochen und hat so der ganzen Division den Weg gebahnt. Herrlich war's, wenn auch die Verluste beträchtlich waren.“