Die Osnabrücker Ausländermeldekartei

Seit 2019 erforscht ein Team der Abteilung Neueste Geschichte und Historische Migrationsforschung (NGHM) in einem Verbundprojekt am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück die "Ausländermeldekartei" (AMK) der Stadt Osnabrück für die Zeit von 1930 bis 1980.1

Karteikarten.png

Karteikarten der Ausländermeldekartei aus dem Bestand des Niedersächsischen Landesarchives Osnabrück. (Quelle: NLA OS: Dep 3 c, Akz. 2019/83 Nr. 1 Aufn. 1809, Nr. 1 Aufn. 0657 u. Nr. 26 Aufn. 0747)

Die Osnabrücker AMK enthält Informationen zu rund 70.000 Personen, die zwischen 1930 und 1980 in Osnabrück lebten, ohne die deutsche Staatsangehörigkeit zu besitzen. Sämtliche Karteikarten wurden für das Projekt vom NLA OS eingescannt, bevor die eingetragenen Daten mit Hilfe von künstlicher Intelligenz extrahiert und in eine Datenbank überführt werden konnten.

Wesentliche Ziele der Forschungsarbeit sind die soziohistorische Modellierung migrationsinduzierter Diversität einer Stadtgesellschaft sowie der Gewinn von Erkenntnissen über Migration anhand der Analyse personenbezogener Massendaten. Dafür wird unter anderem die innerstädtische Mobilität von Migrant:innen durch Geografische Informationssysteme (GIS) verfolgt und dadurch Segregations- sowie Integrationsprozesse analysiert.

Visualisierung der innerstädtischen Mobilität mittels QGIS

Mit der Open-Souce-Software "QGIS" wurden die individuellen Lebenswege ausgewählter Personen aus der Ausländermeldekartei aufbereitet und für die Präsentation in der digitalen Ausstellung modelliert. (Quelle: NGHM @ Universität Osnabrück / Frank Wobig, B.A.)

Im Rahmen des Seminars "Transformation einer Stadtgesellschaft: Internationale Migration und Osnabrück von der Zwangsarbeit zur 'Gastarbeit'" haben Studierende am Historischen Seminar der Universität Osnabrück (Abteilung Neueste Geschichte und Historische Migrationsforschung (NGHM)) einen kleinen Teil der Daten der Ausländermeldekartei mittels quantitativer und qualitiativer Analysemethoden ausgewertet: Im Fokus stand hierbei die Grundgesamtheit jener Migrant:innen, die im Verlauf ihres Aufenthaltes in Osnabrück in der Unterkunft der Firma Karmann in der Weidenstraße Nr. 15 gelebt hatten. Basierend auf den gewonnen Erkenntnissen stellen wir ihr Sozialprofil sowie ausgewählte Biographien vor: Mit dem Geoinformationssystem QGIS wurden ihre Lebenswege visualisiert und in interaktive Karten eingefügt.

___________________

Inhaltlich verantwortlich: Frank Wobig, B.A.

1 Für weitere Informationen zur Osnabrücker Ausländermeldekartei und daraus entstehende Forschungsarbeiten s. Bondzio, Sebastian u.a.: Die Osnabrücker Ausländermeldekartei 1930-1980. In: Osnabrücker Mitteilungen 126, 2021, S. 137-193.

Die Osnabrücker Ausländermeldekartei