Die Entstehung eines Studierendenwohnheims (ab 1978)

Im Jahr 1978 verlagerte die Firma Kromschröder ihre Gaszählerfertigung vom Jahnplatz nach Wersen-Büren.¹ Zwecks Neubebauung der Fläche standen verschiedene Projekte zur Debatte, wobei sich die Errichtung von Studierendenwohnungen durch das Studentenwerk Osnabrück schließlich durchsetzte. Diesbezüglich wurden bereits im Oktober 1976 erste Planungen eingeleitet. Diese sahen vor, den gesamten Gebäudekomplex umzubauen und keine bestehenden Baustrukturen abzureißen, damit das bestehende Stadtbild am Jahnplatz erhalten bleibe. Am 13. Mai 1978 erfolgte der Kauf des 9.050 m² großen Grundstücks einschließlich des Gebäudebestands durch das Studentenwerk Osnabrück.²

Haupteingang des Studierendenwohnheims "Alte Fabrik" am Jahnplatz. (Quelle: Ron Wilke, 2022)

In der Osnabrücker Zeitung vom 3. August 1978 heißt es: "Kromschröder-Fabrik wird Studentenheim". Nach Aussage von Otto Kerli, dem Geschäftsführer des Studentenwerks, sei es dessen Bestreben, die "Fabrikationshallen, Verwaltungs- und Lagerräume […] in großzügig bemessene Einzelzimmer und Wohnungen für Studentenfamilien" umzuwandeln.³

Hierdurch sollte erreicht werden, dass "ein bemerkenswertes Stück Osnabrücker Industriearchitektur erhalten bleibt und zukünftig genutzt werden kann".⁴ So wurde das im Jahr 1907 fertiggestellte Fabrikgebäude zum Wohnheim umgebaut, für welches in der ersten Baustufe 250 Wohneinheiten vorgesehen waren.

Die Stanze der Firma Kromschröder. (Quelle: Clara Uhlemann, 2022)

Zunächst wurde angestrebt, drei- bis vier-geschossige Gebäude zu errichten. Nach Angaben des Studentenwerks Osnabrück sollte das Gelände allerdings einer Art Dorf mit Vorder- und Hinterausgang gleichen, sodass die anfänglichen Vorhaben verworfen wurden, da sie dem Flair eines Dorfes widersprochen hätten.⁵ Ferner war es ein Anliegen des Studentenwerks, das Wohnheim als einen äußerlich geschlossenen, aber im Inneren belebten Wohnort zu gestalten.⁶

Das damalige Hauptgebäude Kromschröders, welches zu Verwaltungszwecken genutzt wurde, behielt seinen Nutzen bei. Die Verwaltung des Studierendenwohnheims wurde ebenfalls im ehemaligen Hauptgebäude (am Eingang) der Firma angesiedelt, das bis heute die Anlaufstelle für alle Studierenden darstellt. Außerdem wurde die gesamte Außenfassade beibehalten. Lediglich die "inneren Gebäude" wurden neu erbaut.

Heute bieten die Wohnanlagen auf dem Areal der ehemaligen Produktionshallen Wohnplätze in Form von Einzelzimmern, Wohngruppen, Apartments und Wohnungen für insgesamt 291 Studierende.⁷ Mit seinen grünen Innenhöfen stellt das Wohnheim gegenwärtig einen ruhigen Rückzugsort für junge Erwachsene dar. Es trägt den Namen "Alte Fabrik", zählt als eine der beliebtesten Unterkünfte unter den Studierenden und wurde bereits mehrmals ausgezeichnet. Der Bezug zur Firma Kromschröder wird durch die weiterhin auf dem Gelände erhaltene Stanze für die Gehäuse der Gaszähler aufrecht erhalten.

Auf die ehemals vorhandenen Baracken, welche das gewaltsame Schicksal der Zwangsarbeiter:innen der NS-Zeit repräsentierten, deutet keine Spur mehr hin.