Sozialprofilanalyse der Bewohnerschaft der Weidenstraße 15

Über insgesamt rund 4.190 Personen, die für einen gewissen Zeitraum in der Unterkunft in der Weidenstraße 15 wohnhaft waren, sind in der digitalisierten Osnabrücker Ausländermeldekartei verschiedene Daten verzeichnet, mittels deren Analyse sich Erkenntnisse über verschiedene Personengruppen gewinnen lassen.

Auf den meisten Karteikarten wurden folgende personenbezogene Daten erfasst: Geburtsdatum, Geburtsort, Staatsangehörigkeit, Geschlecht, Religion, Familienstand und Beruf. Diese massenhaft vorliegenden und gleichförmigen Daten können durch eine Sozialprofilanalyse statistisch untersucht werden.

Mit dieser quantitativen bzw. strukturanalytischen Methode wird nun die soziale Zusammensetzung der Bewohner:innen der Weidenstraße 15 in Osnabrück anhand verfügbarer Variablen ermittelt und Veränderungen im betrachteten Zeitraum herausgearbeitet. Die erstellten Diagramme veranschaulichen die Ergebnisse.

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Die Grafik stellt die Anzahl der Personen dar, welche im Zeitraum von 1960 bis 1980 jeweils zu Beginn eines jeden Monats in der Unterkunft in der Weidenstraße 15 wohnhaft waren. Auf der horizontalen Achse ist der Zeitpunkt, auf der vertikalen die absolute Zahl der jeweiligen Bewohner:innen abgetragen.

Die ersten Arbeitsmigrant:innen wurden im Jahr 1961 in der Sammelunterkunft der Firma Karmann, in der fast ausschließlich Männer lebten, untergebracht. Lediglich drei Frauen wohnten im Laufe der Zeit mit ihren Ehemännern in der Weidenstraße 15. Zwei Paare zogen im Jahr 1962 zu, das andere Ehepaar 1966. In zwei Fällen waren die Ehemänner bereits ein knappes halbes Jahr in der Weidenstraße 15 untergebracht, bevor die Ehefrau nachzog. Bei dem weiteren Ehepaar wohnte die Frau bereits über einen Monat in der Sammelunterkunft, bevor sich der Ehemann, der zuvor schon in Bochum gelebt hat, in der Weidenstraße 15 anmeldete.

Über 14 Jahre zogen ausländische Arbeitnehmer:innen ein und aus, bis Anfang 1976 die Unterkunft geschlossen wurde. In dem Zeitraum schwankte die Zahl der Untergebrachten beträchtlich: Deutlich erkennbar ist nach einem starken Anstieg in den ersten Jahren der 1960er ein starker Wegzug von Personen während der sogenannten "kurzen Rezession" in den Jahren 1966 bis 1967. Im folgenden Zeitraum bis zum Anwerbestopp 1973 nahm die Zahl wieder zu, jedoch ohne die hohe Belegung der 1960er wieder zu erreichen.

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Inhaltlich verantwortlich: Johannes Pufahl