Ausländische Mitarbeiter:innen bei der Firma Karmann

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Darstellung ausländischer Mitarbeiter in der Karmann-Post. (Quelle: O.V.: Ausländische Mitarbeiter an ihren Arbeitsplätzen. In: Karmann-Post. H. 13 (1959), S. 12)

1959 erschien in der Karmann-Post ein Artikel unter der Überschrift "Ausländer im Betrieb…". Darin war von 21 Italiener:innen die Rede, die aufgrund des Arbeitskräftemangels nach Deutschland gekommen waren. Außerdem ist von kleineren Gruppen von Griech:innen, Chilen:innen, Französ:innen, Niederländer:innen, Dän:innen und Jugoslaw:innen die Rede, die entweder nur kurz in Osnabrück verweilt oder hier eine neue Heimat gefunden hatten. Die Aufnahme von Ausländer:innen wurde dabei als Chance beschrieben, den eigenen Horizont zu erweitern. Außerdem wurde an eine freundliche Aufnahme appelliert, um den Start im fremden Land zu ermöglichen.1

Wie aus einem Bericht des Stadtplanungsamtes aus dem Jahr 1970 hervorgeht wohnten bei der Firma Karmann in Osnabrück seinerzeit ca. 2.000 "Gastarbeiter:innen" in 21 Wohnheimen, wobei die Zimmer jeweils mit zwei bis sechs Personen belegt waren.2 Die Mietpreise für solche Zimmer betrugen zwischen 45 und 58 DM.3 Um eine Verbesserung der Wohnverhältnisse "auch über den Rahmen der behördlichen Auflagen hinaus" zu bewirken, plante Karmann, zwei Neubauwohnheime á 650 Plätze zu errichten. Diese sollten aus eigenständigen 3- bis 4-Zimmer-Wohnungen mit Küche und Bad bestehen.4 Ein Teil der Wohnungen sollte auch an ganze Familien ausländischer Arbeitnehmer:innen vermittelt werden.5

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Mitarbeiter Karmanns in ihrer Freizeit. (Quelle: O.V.: Ziellandung einer Coca-Flasche auf dem Kopf des Schiedsrichters blieb aus! Brasilien-Spanien 2:0 – Brasilien-Deutschland 2:3. In: Karmann-Post. H. 36 (1965), S. 47)

Die Firma würde ihre ausländischen Arbeitnehmer:innen indessen beim "ausfüllen [sic!] von Anträgen [...], bei privaten Angelegenheiten, die mit Behörden, Versicherungen, Vermietern und anderen Stellen zu klären sind”, betreuen und beraten, wie z.B. bezüglich der Aufenthaltsgenehmigungen bei der Familienzusammenführung oder beim Dolmetschen bei Arztbesuchen.”6 Hierfür standen drei Dolmetscher für Spanisch, einer für Portugiesisch und einer für Serbokroatisch bereit.7

Laut dem Stadtplanungsbericht aus dem Jahr 1970 wurden von Karmann auch im Bereich der Freizeit verschiedene Angebote und Unterstüzungen für die ausländischen Arbeitnehmer:innen geschaffen:

So gab es Zuschüsse für die von der Caritas geführte Casa de España, eine Beteiligung an der Finanzierung kostenfreier spanischer Filmvorstellungen (veranstaltet von der IG-Metall), Sportangebote (Fußball, Tennis) im Karmann-Sportverein, eine Förderung der Teilnahme an Sport- und Theaterveranstaltungen, die Ausrüstung von Aufenthaltsräumen in Wohnheimen mit Fernsehern sowie die Organisation von stark verbilligten Urlaubsheimfahrten.8 Geplant war laut dem Bericht zudem die "Aufstellung von Tischtennisplatten oder Fußballspielautomaten zur kostenlosen Benutzung in acht Heimen".9

Was derweil fehlte, waren insbesondere Deutschkurse sowie berufliche Weiterbildungsprogramme, deren Angebot laut Plan bereits realisiert worden sein sollte, jedoch noch nicht umgesetzt worden waren.10

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Inhaltlich verantwortlich: Clara Uhlemann und Isabell Hölzer

1 Vgl. O.V.: Ausländer im Betrieb ... In: Karmann-Post. H. 13 (1959), S.10 f.
2 Vgl. NLA OS, Dep 3 c, Nr 1223: Bericht des Stadtplanungsamtes von September 1970. Anhang B, Aktivitäten und Vorstellungen der Arbeitgeber. Osnabrück 1970, S. 2.
3 Vgl. ebd.
4 Vgl. ebd.
5 Vgl. ebd.
6 Ebd.
7 Vgl. ebd.
8 Vgl. NLA OS, Dep 3 c, Nr 1223: Bericht des Stadtplanungsamtes von September 1970. Anhang B, Aktivitäten und Vorstellungen der Arbeitgeber. Osnabrück 1970, S. 3.
9 Ebd., S.4.
10 Vgl. ebd.