Die Frage der Verortung des Zwangsarbeitslagers "Martini"

Aller Wahrscheinlichkeit nach befand sich ein Teil des "Gemeinschaftslagers Martini" auf der südlich an das Grundstück Weidenstraße 15 angrenzenden Fläche: Michael Gander (2015), der eine Liste mit Zwangsarbeitslagern in der Stadt Osnabrück erstellt hat, führt das Lager "Martini" auf der Grundlage von zwei unterschiedlichen Quellen darin auf. Verortet wird das Lager dabei zum einen an der Jahnstraße mit vier Holzbaracken, zum anderen an der Ecke Auguststraße-Weidenstraße. Laut beiden Quellen soll Karmann um die 430 "Ostarbeiterinnen" dort untergebracht haben.1

Auch die Werkszeitung Karmann-Post berichtet über die Unterbringung von Zwangsarbeiterinnen:

"Im Frühjahr 1942 wurden dem Werk dann erstmals 200 Ukrainerinnen zugewiesen, die als Ostarbeiterinnen bezeichnet wurden. Die Zahl erhöhte sich später auf 350. Für die Unterbringung wurden auf dem südlich an Werk IV angrenzenden Grundstück große Holzbaracken aufgestellt. Wegen ihrer Anpassungsfähigkeit und Geschicklichkeit wurden mit diesen Arbeitskräften allgemein gute Durchschnittsleistungen erzielt. Ein Ostarbeiterinnenlager wurde bald darauf ebenfalls auf dem Freigelände des Werkes V für die zuletzt zugeteilten 150 Frauen errichtet."2

Zwar wird das Lager in der Zeitung nicht als Lager "Martini" bezeichnet, jedoch spricht mit der Bezeichnung "Ostarbeiterinnen" und der Anzahl der Insassinnen viel für eine Übereinstimmung. Die Quelle deutet darüber hinaus auf einen zweiten Standort des Lagers "Martini" hin, da Zwangsarbeiterinnen ebenfalls auf dem Gelände des Werkes V an der Neulandstraße untergebracht worden sein sollen. Das bestätigt ebenfalls ein Brief, in dem es um die Errichtung einer Unterbringungsmöglichkeit für ansteckende kranke Ostarbeiterinnen geht. Eine Zeichnung eines Isolierhauses im "Lager II, Betrieb V" wurde dem Brief beigefügt und enthält "Gemeinschaftslager 49.37.18.16 'Martini' Osnabrück" als Überschrift.

                                        

Inhaltlich verantwortlich: Janine Wasmuth

1 Vgl. Gander, Michael: Lagerwesen und Zwangsarbeit in Osnabrück. Die Lager für Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter während des Zweiten Weltkriegs. In: Thorsten Heese (Hrsg.): Topografien des Terrors. Nationalsozialismus in Osnabrück. Osnabrück 2015, S. 325-352, hier: S. 345.
2 Gausmann, Gustav: Entwicklung der Fahrzeugfabrik Karmann. 6. Fortsetzung. In: Karmann-Post. H. 7 (April-Juni 1958), S. 2-7, hier: S. 2 u. 6.
3 Vgl. NLA OS, Rep 430 Dez 303 Akz. 19/56 Nr. 230: Brief an die Reichsärztekammer mit einer Pause als Anlage vom 19.02.1944. Blatt 92 f.