Zeitzeuge A

Zeitzeuge A: Aus Valladolid / Spanien nach Osnabrück

Der nachgezeichnete Weg von Zeitzeuge A von seinem Wohnort Valladolid in Spanien über Lippstadt nach Osnabrück in Deutschland. (Quelle: OpenStreetMap / QGIS / NGHM @ Universität Osnabrück)

Name:
Geburtsjahr:
Geburtsort:
Konfession:
Beruf:

Zeitzeuge A
1943
Valladolid / Spanien
römisch-katholisch
Bankangestellter

Der Zeitzeuge A wohnte selbst nie in der Weidenstraße. Er war aber ein sehr engagiertes und wichtiges Bindeglied zwischen der spanischen Gemeinde einerseits und der Mehrheitsgesellschaft und ihrer Institutionen andererseits, wie im Folgenden deutlich werden wird.

Im Interview erzählte uns der Zeitzeuge A, dass er nach dem Besuch der Jungenschule und nach Abschluss der Universität zusammen mit Freunden und Kollegen mehr von der Welt sehen wollte. Die Neugier trieb die Jugendlichen schließlich ins Ausland:

Deutschland wurde wegen der kalten Jahreszeit zunächst kategorisch ausgeschlossen, doch als die Absage für den Favoriten Australien erfolgte, zog ein fester Arbeitsvertrag in Deutschland Zeitzeuge A und einige seiner Kollegen 1962 doch noch dorthin. Mit der Einwilligung der Mutter und nach einer ärztlichen Untersuchung ging es mit dem Zug zunächst nach Köln. Dort angekommen gab es eine letzte medizinische Untersuchung, die Voraussetzung für den Aufenthalt in Deutschland war. Danach, so erzählt Zeitzeuge A, wurden die etwa 200 Personen, die mit ihm nach Deutschland gekommen waren, in über 10 Gruppen aufgeteilt und von dort aus zu verschiedenen Standorten gefahren.

Für Zeitzeuge A wurde eine Eisenwarenfabrik in Lippstadt die erste Anlaufstelle in Deutschland. Nach Ablauf des sechsmonatigen Arbeitsvertrags zog das Heimweh oder die Familie die meisten wieder zurück in die Heimat. Zeitzeuge A spricht von lediglich einem einzigen Bekannten, der mit ihm zunächst weiter Richtung Osnabrück zog, doch wenig später auch wieder das Land verließ. Nach Osnabrück brachten ihn schließlich Kontakte, durch deren Vermittlung er schließlich einen Arbeitsvertrag bei Karmann und später einen bei Kromschröder erhielt. In beiden Fabriken arbeitete er jeweils einige Monate, während er abends nach der Arbeit an der Volkshochschule und auch privat Deutsch lernte und schließlich bei der Dresdner Bank anfing. Der Job, aber auch seine hier gegründete Familie hielten ihn in Deutschland, von wo aus er regelmäßig zu seiner Wohnung in Málaga pendelte.

Sein großes soziales Engagement, seine Arbeit im Ausländerbeirat der Stadt Osnabrück und der Arbeitsgemeinschaft kommunaler Ausländervetretungen Niedersachsens sowie seine ehrenamtlichen Tätigkeiten, unter anderem als Dolmetscher und Vermittler zwischen spanischer und deutscher Seite brachten ihm das Bundesverdienstkreuz, die Bürgermedaille der Stadt Osnabrück und von spanischer Seite die Medalla de Emigración ein. Unser Zeitzeuge A verstarb 2022 in Osnabrück.

Die Wohnort-Mobilität von Zeitzeuge A in Osnabrück: 

Anhand der interaktiven Karte können Sie die Lebensstationen von Zeitzeuge A in Osnabrück innerhalb des Erfassungszeitraumes der Ausländermeldekartei verfolgen: Los geht es beim grünen Punkt, der die erste Wohnanschrift von Zeitzeuge A in Osnabrück markiert. Der letzte in der Kartei vermerkte Aufenthaltsort ist mit einem roten Punkt kenntlich gemacht.

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Inhaltlich verantwortlich: Clara Uhlemann & Frank Wobig, BA