Die „Alte Papenhütte“

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Typisches Niedersächsisch-Westfälisches Doppelheuerhaus (auch „Kotten“ genannt) in Fachwerkbauweise, hier aus dem Freilichtmuseum Cloppenburg. Ursprünglich erbaut 1773/1811 in Damme (Landkreis Vechta). Vermutlich hat die „Alte Papenhütte“ so oder so ähnlich ausgesehen.

Bei der sogenannten „Papenhütte“ mit der dazugehörigen „Papenwiese“ handelte es sich ursprünglich um zwei Kotten (kleines Bauernhaus für von einem großen Hof oder Gut abhängige Heuerleute, auch Kötter genannt) des schon im 14. Jahrhunderts urkundlich erwähnten Guts Eversburg (von 1925-1961 Hannoversches Landgestüt).

Der „Papenhütte“ genannte Kotten befand sich ca. 2,5 km vom damaligen Stadtgebiet entfernt und lag zwischen dem Fluss „Hase“ und der bereits existierenden Natruper Straße. Er war über einen unbefestigten Weg erreichbar, für den sich der Name „An der Papenhütte“ einbürgerte. Die Straße wurde ebenso wie die Querstraßen „Oldenburger Straße“ und „Quirllsmühle“ erst später befestigt und 1958 in den heute noch gültigen Namen „Kiefernweg“ umbenannt. Der Straßenverlauf hat sich im Zuge der Umwandlung in ein Gewerbegebiet in der Nachkriegszeit allerdings teilweise verändert.

Über die Bewohner:innen der „Alten Papenhütte“ ist kaum etwas bekannt, bis 1919 sind nicht einmal ihre Namen überliefert. Es handelte sich vermutlich um eine oder mehrere Heuerlingsfamilien (wobei „Familie“ hier nicht im Sinne einer modernen (Klein-)Familie zu verstehen ist und neben Eltern und Kindern im Regelfall auch Großeltern sowie unverheiratete Tanten und Onkel umfassen konnte), deren Mitglieder auf einer kleinen Fläche Landwirtschaft betrieben und zusätzlich noch auf umliegenden größeren Höfen arbeiteten oder einem Handwerk nachgingen.

Spätestens nach Ende des Ersten Weltkrieges gingen die Bewohner:innen der „Alten Papenhütte“ hauptberuflich nicht mehr der Landwirtschaft, sondern anderen Berufen nach, laut Adressbüchern als „Arbeiter“ bzw. „Maschinisten“. Dies schließt nicht aus, dass sie im Nebenerwerb weiterhin eine kleine Ackerfläche bewirtschafteten und einige Tiere zur Selbstversorgung hielten. In den folgenden Jahren ging der ursprünglich den Hof bezeichnende Name „Papenhütte“ auf die gegenüberliegende und stetig wachsende Obdachlosensiedlung über, sodass in dieser Ausstellung für den Hof die Bezeichnung „Alte Papenhütte“ genutzt wird.

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Stadtplan von Osnabrück und Umgebung von 1815. Die Karte ist nach Westen ausgerichtet, sodass sich die Papenhütte (mit rotem Kasten markiert) mittig rechts auf der Karte befindet. Es ist zu sehen, wie die Besiedlung bereits etwas über den Historischen Stadtkern (innerhalb des heutigen Wallrings) hinausgewachsen ist. Dennoch liegt die Papenhütte zu dieser Zeit noch weit von den städtischen Wohngebieten entfernt inmitten landwirtschaftlicher Flächen. Von der Natruper Straße führte nur ein Feldweg zur Papenhütte. 

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Stadtplan von Osnabrück und Umgebung von 1888. Die Karte ist nach Osten ausgerichtet, sodass sich die Papenhütte (mit rotem Kasten markiert) mittig links auf der Karte befindet. Osnabrück wächst weiter, an der nahegelegenen Natruper Straße sowie in der neu entstehenden Siedlung Eversburg (heute Stadtteil Osnabrücks) siedeln sich immer mehr Menschen an. Die Papenhütte liegt jedoch nach wie vor sehr ländlich zwischen der Hase und der 1856 in unmittelbarer Nähe gebauten Eisenbahnlinie Osnabrück-Rheine bzw. Osnabrück-Oldenburg. Die hier gezeigte Straßenführung u.a. mit der „Oldenburger Straße“ und der Straße „An der Papenhütte“ im Umfeld der Papenhütte wird sich bis in die 1950er Jahre nicht verändern.