Die „Papenhütte“ im Nationalsozialismus

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Fotografie der „Papenhütte“ im Osnabrücker Tageblatt vom 17. Oktober 1937

Nach dem Ende der Weimarer Republik und zu Beginn der 1930er Jahre kam es zu einschneidenden Veränderungen auf dem Gebiet der „Papenhütte“. Die Siedlung am Stadtrand wurde erneut vergrößert und Pläne der Stadtverwaltung zielten auf die Schaffung einer mehr oder weniger geschlossenen „Asozialensiedlung“ ab. Als „asozial“ stigmatisierte Menschen, unter ihnen vor allem Sinti, wurden bis 1945 teilweise in die „Papenhütte“ umgesiedelt und für einige von ihnen stellte sie den letzten festen Wohnsitz vor ihrer Deportation in Konzentrationslager oder andere Ermordungsstätten dar. Sinti, Menschen mit Migrationshintergrund, psychischer Erkrankung und Behinderung oder abweichender politischer Einstellung gestalteten in der „Papenhütte“ ihr Leben. 

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Stadtplan von Osnabrück aus dem Jahr 1943: die „Papenhütte“ liegt am Rand, nach wie vor weitab von den Wohngebieten der Mehrheitsbevölkerung.

Sie werden in den Akten der Schutzpolizei sowie der Gestapo-Kartei, in Zeitungen und in Verwaltungsakten sichtbar; ohne ihnen jedoch ein Gesicht zu geben. Die exisitierenden Berichte über die Papenhütte zwischen 1933 und 1945 wurden von Außenstehenden verfasst. Viele Verwaltungskorrespondenzen und Briefwechsel in Bezug auf die „Papenhütte“ wurden während der letzten Kriegsmonate zerstört. Einblicke in das tatsächliche Leben der Bewohner:innen während der Hochphase von Ausgrenzung, Rassismus und Stigmatisierung sind nicht vorhanden bzw. verloren.

Wir können heute lediglich diese Eindrücke der rassistisch indoktrinierten NS-Beamten kritisch einordnen und versuchen, Ereignisse und Lebensgeschichten aus der Papenhütte während der NS-Zeit ein Stück weit zu rekonstruieren. Sinnbildlich steht die „Papenhütte“ für eine Gesellschaft, die auf Mechanismen der In- und Exklusion basierte. Auf dem Stadtplan Osnabrücks von 1943 wird die Topografie dieser Mechanismen sichtbar.