Menschen mit Behinderung: Johann Osthoff

Stolperstein_Osthoff.jpg

Stolperstein Johann Osthoff

Im Rahmen der „rassehygienischen“ Programmatik des nationalsozialistischen Regimes wurden auch geistig oder körperlich eingeschränkte Menschen seit den frühen 1930er Jahren verfolgt. Mit dem „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ von 1933 wurde der Weg zu einer selektiven Vernichtungspolitik geebnet. Laut dem Gesetz seien Menschen einer Sterilisation zu unterziehen, wenn sie an schweren körperlichen oder geistigen „Behinderungen“ leiden. Wenige Jahre darauf steigert sich das Ausmaß der menschenverachtenden Maßnahmen: 1939 sollte die „Euthanasie“-Aktion – auch Aktion „T4“ genannt – durch einen geheimen „Führererlass“ beginnen. Geplant war die systematische Ermordung von Menschen, die an erblich bedingten „Behinderungen“ litten und somit nicht den ideologischen Vorstellungen der Nationalsozialisten entsprachen.

Ein Opfer der Aktion T4 ist Johann Osthoff, geboren 1897 in Osnabrück. Er lebte mit seiner Frau Dorothea „An der Papenhütte 13“, als er 1935 als Patient bei der „Provinzial Heil- und Pflegeanstalt Osnabrück“ (dem heutigen AMEOS Klinikum) aufgenommen wurde. Hier wurden überwiegend Menschen mit geistigen oder seelischen Erkrankungen behandelt; die genauen Umstände der „Behandlung“  und Diagnose Johann Osthoffs sind allerdings nicht bekannt.

Denkmal_Ameos_Detail.jpg

Mahnmal für Opfer der "Aktion T4" in Osnabrück

Ungefähr sechs Jahre lang wurde Osthoff in der Heil- und Pflegeanstalt Osnabrück „behandelt“, bis er 1941 mit einem Sammeltransport aus über 150 Mitpatient:innen über Eichberg nach Hadamar gebracht wurde. Hier lag eine der insgesamt sechs Tötungsanstalten für Menschen mit körperlicher oder geistiger Einschränkung in Deutschland. Die meisten Personen, die am 22. und 24. April aus der Heil- und Pflegeanstalt Osnabrück abtransportiert worden sind, wurden in Hadamar durch Kohlenstoffmonoxid in Gaskammern ermordet – unter ihnen auch Johann Osthoff. An ihn und die Osnabrücker Opfer der „Aktion T4“ erinnern neben einem Stolperstein auf dem Gebiet der ehemaligen „Papenhütte“ auch ein Mahnmal auf dem Gelände der heute zur AMEOS-Gruppe gehördenden Klinik.